Die Lebensentwürfe der Menschen sind heute vielfältiger als jemals zuvor und auch wenn man von einer Familie spricht, meinen zwei Menschen nicht unbedingt immer das selbe. Alleinerziehende mit Kind waren in traditioneller Betrachtungsweise nicht notwendigerweise als Familie zu bezeichnen. Heute jedoch werden sie bisweilen schon als die Norm angesehen, während das Familienkonzept mit zwei Eltern schon fast als ungewöhnlich betrachtet wird. Die sich stets neu formierende Patchworkfamilie ist mittlerweile sogar zur Fernsehshow geworden.
© Benjamin Thorn / PIXELIOSo interessant die einzelnen Lebensentwürfe der Menschen auch sein mögen, das Gesamtpaket der traditionellen Familie hinterlässt viele offene Wunden, je weiter es sich auflöst. Das beginnt schon in der Versorgung der betagten Familienmitglieder. Früher galt die Faustregel: Du hast mich in meiner Jugend versorgt, ich helfe Dir dafür im Alter. Dies setzt natürlich den Mehrgenerationenhaushalt voraus, in dem Kinder, Eltern und die Großeltern unter einem gemeinsamen Dach ihr Leben mit einander verbringen. Da dies aber immer seltener gegeben und auch nicht mehr immer gewollt ist, entstanden die Pflege- und Altenheime, die diese Aufgabe mal recht mal schlecht zu erfüllen versuchten. Die beruflichen Herausforderungen der aktiven Generation bietet kaum mehr die ausreichenden nervlichen und zeitlichen Freiräume, um auch noch die eigenen Eltern zu pflegen.
Bei der Kinderbetreuung sieht dies nicht viel besser aus. Man mag darüber streiten, ob der Beruf einer „Hausfrau“ wirklich mit einem erfüllten Leben gleichzusetzen sei, aber der Vorteil einer regelrechten Bezugsperson für die Kinder, diesem Fixpunkt im eigenen Leben, dem man alle Sorgen erzählen kann und mit einer gemeinsamen Mahlzeit nach der Schule oder dem Kindergarten etwas stabilität im Leben bietet, ist mit wechselnden Betreuungspersonen, wie Tagesmüttern, Babysittern der Pädagogin im Kindergarten oder dem Lehrer kaum aufzuwiegen. Rastlose Kinder ohne wirkliche Bezugspunkte in ihrem Leben sind die Folge
Eine echte Familienbande besteht auch aus Menschen, die immer wieder zueiander finden, getreu dem Motto: Deine Freunde kannst du dir aussuchen, deine Familie aber nicht. Dieses Prinzip mag mancher Mensch als Fluch ansehen, aber es ist auch ein Segen zugleich: Familienmitglieder sind Freunde, die man niemals wirklich verlassen wird und von denen man auch nicht verlassen wird. Egal welchen Lebensentwurf man focussiert, der Gedanke, dass man im fortgeschrittenen Alter von den eigenen Kindern immer wieder in herzlicher Weise besucht und auch als Besucher empfangen wird, zu sehen, wie die eigenen Enkel in einer großen Zahl aufwachsen, hat schon seinen Reiz. Und das auch dann, wenn man nicht am Haus am See seinen Lebensabend verbringt, so wie dies in einem beliebten Song jüngst besungen worden ist.
Über die finanziellen Vorteile einer Familie braucht man nicht lange zu diskutieren. Eine Heirat kann ein steuerlicher Sege sein und ein doppelter Verdienst füllt ohnehin die Haushaltskasse. Der Staat spart nicht mit Zulagen für die Familie vom Elterngeld bis zum Kindergeld und wer sein Kind zu Hause erzieht, der darf auch bald mit einer Betreuungszulage rechnen. Und eine große Familie hat einen weiteren finanziellen Vorteil: Der Einkauf von Lebensmitteln, die von einer Familie verköstigt werden, ist in jedem Falle ökologisch wie auch ökonomisch sinnvoller als der Singlehaushalt. Je größer die Verpackungen und Inhalte von Lebensmittel für den Single, desto größer auch die Gefahr, dass ein gewisser Teil davon ungenutzt dem Biomüll zugeführt werden muss. In einer großen Familie hingegen muss der Kühlschrank schneller wieder befüllt werden, als man sich das manchmal wünschen mag.